Texte von Thomas Szasz
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Mythos Geisteskrankheit
Übersetzung des Artikels »The Myth of Mental Illness«, erschienen in American Psychologist, Band 15 (1960), dem ein Jahr später das berühmte Buch mit demselben Titel folgte.
Der Kampf der Psychiatrie gegen strafrechtliche Verantwortlichkeit
Als formale medizinisch-rechtliche Verfahren sind die Verteidigung mit Unzurechnungsfähigkeit im Strafprozess und die zivilrechtiche Anordnung psychiatrischer Zwangsmaßnahmen symmetrische Taktiken: im einen Fall wird die Idee einer Geisteskrankheit dazu benutzt, eine schuldige Person von der Verantwortung für ihr Verbrechen freizusprechen; im anderen Fall wird die Idee einer Geisteskrankheit dazu benutzt, eine unschuldige Person anzuklagen, »auf gefährliche Weise krank« zu sein und sie in einer psychiatrischen Klinik einzusperren. Die Psychiatrie beruht auf diesen beiden Verfahren und würde ohne sie verschwinden.
Die Furcht vor Selbstbestimmung. Drogenverbot und Selbstmord
Die Formulierung »Recht auf Sterben« ist … nicht nur Sinnbild unserer Unsicherheit in Bezug auf Selbsttötungen und unserer Sehnsucht nach dem guten Arzt, der uns im richtigen Moment und auf die richtige Art töten möge, sondern, und noch viel grundlegender, unserer Zurückweisung der Eigentümerschaft an unserem Körper und der Verantwortlichkeiten, die sich daraus ergeben. …
Auf der anderen Seite muss dieser Begriff, wenn er auch das Recht auf Selbsttötung einschließt und nicht nur eine leere Worthülse sein will, auch das "Recht auf Drogen" beinhalten. Wir wissen aber, dass die meisten Menschen – ganz besonders in den Vereinigten Staaten – den Wunsch (noch weniger als den Akt selbst), sich selbst umzubringen, nicht als ein Recht betrachten, sondern als ein Symptom einer vermeidbaren und behandelbaren psychischen Erkrankung.
Auf der anderen Seite muss dieser Begriff, wenn er auch das Recht auf Selbsttötung einschließt und nicht nur eine leere Worthülse sein will, auch das "Recht auf Drogen" beinhalten. Wir wissen aber, dass die meisten Menschen – ganz besonders in den Vereinigten Staaten – den Wunsch (noch weniger als den Akt selbst), sich selbst umzubringen, nicht als ein Recht betrachten, sondern als ein Symptom einer vermeidbaren und behandelbaren psychischen Erkrankung.
Die Moral der Drogenpolitik (Kurzfassung)
US-Amerikaner betrachten Rede- und Religionsfreiheit als grundlegende Rechte. Bis 1914 galt ihnen auch die Freiheit bei der Wahl ihrer Nahrungsmittel und ihrer Drogen als Grundrecht. Heute trifft das offensichtlich nicht mehr zu. Was waren die Ursachen für diese verhängnisvolle moralische und politische Transformation, die schließlich zur Ablehung des Rechts auf selbstbestimmte Ernährung und selbstbestimmten Drogenkonsum durch eine überwältigende Mehrheit der Amerikaner führte? Wie konnte es dazu kommen, angesichts der nicht zu übersehenden Parallelen zwischen einerseits der Freiheit, »Dinge in seinen Geist zu tun«, und ihrer staatlichen Einschränkung durch Pressezensur, und andererseites der Freiheit, »Dinge in seinen Körper zu tun«, und ihrer Einschränkung durch staatliche Drogenkontrollmaßnahmen?
Töten als Therapie: Der Fall Terri Schiavo
Wir haben kein Recht auf Selbsttötung, dennoch bestehen wir darauf, dass der Respekt vor der »Patientenautonomie« es verlange, dass wir ein Recht auf ärztlich assistierten Suizid hätten. … Kurz gesagt ist die Verbindung der Begriffe »unterstützt« und »Suizid« kognitiv irreführend und politisch schädlich. … Wir sollten den ärztlich assistierten Suizid nicht nur als sozialpolitische Maßnahme ablehnen, sondern auch als Sprachkonvention, und das insbesondere so lange, wie der Suizid illegal ist – verboten durch Psychiatriegesetze und bestraft durch psychiatrische Vertreter des Staates. … Die juristische Definition des ärztlich assistierten Suizids als einer nur durch Ärzte durchführbaren Maßnahme erweitert die medizinische Kontrolle individuellen Verhaltens (insbesondere am Lebensende) und schwächt die Patientenautonomie.
Die Routine-Beschneidung Neugeborener: Ein medizinisches Ritual
Wie und wann wurde aus der rituellen Beschneidung eine prophylaktische Beschneidung und warum wurde sie besonders in den Vereinigten Staaten so populär? Warum ist die Routine-Beschneidung Neugeborener legal? Weil sie als präventive medizinische Maßnahme definiert ist. Warum ist sie als präventive medizinische Maßnahme definiert? Um ihr Verbot als männliche Genitalverstümmelung zu verhindern. Wenn sie aber medizinisch nicht zu rechtfertigen ist, handelt es sich dann dabei um eine Form der Kindesmisshandlung? Personen, die nicht an die religiösen Regeln des Judentums oder des Islam gebunden sind, könnten zu dieser Schlussfolgerung gelangen. Sollte die Beschneidung illegal sein? Hierin liegt unser ethisches Dilemma.
Mises und die Psychiatrie
Übersetzung des Artikels »Mises and Psychiatry«, erschienen in Liberty, Februar 2002, Band 16, Nummer 2.
Geisteskrankheit: Das neue Phlogiston
»Menschen sind hungrig nach Antworten. Und je unwissender und ratloser die Menschen sind, desto zahlreicher sind ihre Antworten und desto sicherer erscheinen sie ihnen. In diesem Sinne gibt es keinen Unterschied zwischen Wissenschaftlern und gewöhnlichen Menschen. …«
Thomas Szasz speaks: Natasha Mitchell im Gespräch mit Thomas Szasz
Übersetzung des Trankskripts eines einstündigen Radiointerviews, das am 4. und 11. April 2009 im Rahmen der Sendung »All in the Mind« auf ABC Radio National, Australia, ausgestrahlt wurde.
Eine Kur für den therapeutischen Staat
Thomas Szasz im Interview über die Medizinalisierung des us-amerikanischen Lebens. Das Interview führte Jacob Sullum im Juli 2000 für das Magazin »Reason«.
Die Zusammenarbeit zwischen Staat und Psychiatrie führt zu dem, was Szasz den »therapeutischen Staat« nennt, ein System, in welchem unerwünschte Gefühle, Denk- und Handlungsweisen durch pseudomedizinische Interventionen unterdrückt (»geheilt«) werden. Somit werden der Gebrauch illegaler Drogen, Rauchen, übermäßiges Essen, Glücksspiel, Ladendiebstahl, sexuelle Promiskuität, Päderastie, Übermütigkeit, Schüchternheit, Angst, Traurigkeit, Rassismus, unkonventioneller Glaube und Suizid allesamt als Krankheit oder Symptome von Krankheiten betrachtet – als Dinge, die Menschen gegen ihren Willen zustoßen. Szasz ist überzeugt davon, dass diese Denkweise individuelle Verantwortlichkeit untergräbt und aufgezwungenem Paternalismus den Weg ebnet.
Die Zusammenarbeit zwischen Staat und Psychiatrie führt zu dem, was Szasz den »therapeutischen Staat« nennt, ein System, in welchem unerwünschte Gefühle, Denk- und Handlungsweisen durch pseudomedizinische Interventionen unterdrückt (»geheilt«) werden. Somit werden der Gebrauch illegaler Drogen, Rauchen, übermäßiges Essen, Glücksspiel, Ladendiebstahl, sexuelle Promiskuität, Päderastie, Übermütigkeit, Schüchternheit, Angst, Traurigkeit, Rassismus, unkonventioneller Glaube und Suizid allesamt als Krankheit oder Symptome von Krankheiten betrachtet – als Dinge, die Menschen gegen ihren Willen zustoßen. Szasz ist überzeugt davon, dass diese Denkweise individuelle Verantwortlichkeit untergräbt und aufgezwungenem Paternalismus den Weg ebnet.
Therapeutische Zensur
In den 1960er Jahren erhielt der Dokumentarfilmer Frederick Wiseman eine Genehmigung für Dreharbeiten im Bridgewater State Hospital, einer Anstalt für kriminelle Geisteskranke des Staates Massachusetts. Der Film, den er dort drehte, wurde 1967 mit großem Erfolg auf dem New York Film Festival gezeigt. Der Generalstaatsanwalt von Massachusetts untersagte weitere öffentliche Aufführungen und der Oberste Gerichtshof des Staates entschied, dass der Film einen Eingriff in die Privatsphäre der Anstaltsbediensteten und Patienten darstellte. Der Film wurde verboten.
Die Dame in der Schachtel
Übersetzung des Artikels »The Lady in the Box«, erschienen in der New York Times vom 16.2.1982. Die Übersetzung von Tina Stöckle wurde in Irren-Offensive Nr. 2 veröffentlicht.
Anklageschrift gegen den psychiatrischen Zwang
Anklageschrift des Foucault-Tribunals zur Lage der Psychiatrie, das vom 30. April bis 3. Mai 1998 in Berlin stattfand.
Letzte Aktualisierung am 14.08.2012
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